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Artensterben, Blumenwiesen & Co
Die Landwirtschaft im Jahr 2019 ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Entwicklung. Wegen stetig steigender Kosten mussten die kleinen Betriebe
aufhören, die größeren übernahmen die Flächen, größere Schläge entstanden und ermöglichten den übrig gebliebenen Landwirten eine rationellere Produktion mit größeren Maschinen. Die Nachfrage der
Bevölkerung nach günstigen Lebensmitteln tat ihr Übriges und der Staat blieb bei seinem seit nach dem 2. Weltkrieg bestehenden System die Nahrungsmittelproduktion zu subventionieren, um den Bauern trotz
eigentlich zu geringer Lebensmittelpreise das Überleben zu ermöglichen. Der Bürger fragt an der Ladentheke die Produkte nach und das sind eben derzeit gut 90% konventionelle Ware und etwa 10% Bio-Ware.
Man erhält heute im Handel qualitativ hochwertige Lebensmittel, ob in Bio- oder in konventioneller Qualität, mit ein Grund dafür, dass die Bevölkerung heute so alt wird wie nie zuvor. Und trotzdem soll
die Landwirtschaft Alles falsch gemacht haben bisher? Wir glauben nicht! Allerdings ist die finanzielle Luft durch die niedrigen Erzeugerpreise zu dünn, um unbegrenzt freiwillig und auf eigene Kosten
immer weitere und aus unserer Sicht derzeit wenig zielgerichtete Umweltmaßnahmen umzusetzen. Wir sind gerne dabei, aber es ist ein gemeinsames volkswirtschaftliches Ziel, für welches wir auch gemeinsam
die Kosten tragen müssen. Letztlich muss die Bereitschaft wachsen wieder mehr für Lebensmittel ausgeben zu wollen, denn damit wächst der Spielraum für uns Landwirte auch mit weniger Ertrag ein Auskommen
zu haben.
Nachfolgend trotz Allem einige Beispiele, was wir bereits jetzt für den Umwelt- und Artenschutz tun:
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Wir bauen auf ca. 20% unserer Ackerfläche - also auf ca. 40ha - jedes Jahr Zwischenfrüchte an. Seit der Einführung des Greenings, einer
Koppelung der Agrarförderung an die Umsetzung von Umweltauflagen im Jahr 2015, muß jeder konventionelle Betrieb 5% seiner Fläche als sog. ökologische Vorrangflächen nachweisen. Es sind dies
beispielsweise komplette Flächenstillegungen oder wie im Bild Zwischenfrüchte, die eine bestimmte Artenzusammensetzung aufweisen müssen. Die zuvor bestehende Förderung dieser Zwischenfrüchte über das
Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) fiel damit weg, die Flächenförderung wurde zusätzlich noch gekürzt, so dass diese Umweltmaßnahme uns einige tausend Euro gekostet hat.
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Es besteht über das Kulap die Möglichkeit pro Betrieb maximal 3 Hektar Blühflächen zu fördern. Diese Flächen werden einmal mit einem speziellen
Saatgut angesät (Kosten ca. 500 EUR/ha) und bleiben dann 5 Jahre sich selbst überlassen. Ein Betreten und Befahren der Fläche ist in dieser Zeit untersagt. Das Bild zeigt eine solche Fläche nach 4
Jahren, ein für das Ordnung liebende deutsche Auge schwieriger Anblick, letztlich aber ein ungestörter Rückzugsraum für verschiedenste Insektenarten und auch das verschiedene Wildtiere (Hase, Fuchs,
Raubvögel etc.). Wir haben auf beiden Betrieben jeweils 3ha angelegt. Ein großes Problem dieser mehrjährigen Brachen ist es, dass die Flächen in dieser Zeit extrem stark verunkrauten und die Regulierung
des Unkrauts in den darauffolgenden Kulturen nur mit erhöhtem Herbizidaufwand möglich ist. Letztlich handelt es sich eben um Ackerflächen, die nach dieser 5-jährigen Brache wieder in Kultur genommen
werden müssen.
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Seit etwa drei Jahren besteht aus förderrechtlicher Sicht die Möglichkeit in einer Kultur Blühstreifen anzulegen. Leider scheitern heute viele
Initiativen an unseren EU-Bestimmungen und wir müssen heute quadratmetergenau angeben, was wir wo auf unseren Äckern anbauen. Blühstreifen werden gerne entlang von Maisfeldern angesät, da der Mais in der
Bevölkerung keinen guten Ruf genießt. In unserer Gegend unbegründet, da die Maisfläche sich seit jahrzehnten eher verringert hat (früher hatte jeder Betrieb Tiere und entsprechend Silomaisflächen) und
der Mais für uns die einzige Pflanze ist, die aufgrund ihrer im Vergleich zum Getreide nach hinten verschobenen Vegetation eine kleine Absicherung gegen die zunehmenden Trockenperioden ist. Diese
Blühstreifen sind auch ein Zeichen des guten Willens an diesem großen Thema Artenschutz mitzuarbeiten, aber auch hier wäre es wünschenswert, wenn die Bevölkerung sich an dieser Anlage beteiligen würde
und so vielleicht auch eine größere Wertschätzung für diese Projekte im Kleinen aufbauen könnte.
Sie haben es beim Lesen bemerkt: Wir Landwirte sind derzeit etwas dünnhäutig, weil wir aus unserer Sicht vielfach unbegründet an den Pranger gestellt
werden. Vieles, was heute so ist wie es ist, ist begründet in den heute üblichen Konsumgewohnheiten, in denen nur noch wenig Geld für Nahrungsmittel ausgegeben wird und die Wertschätzung und auch das
Wissen um die Hintergründe der Herstellung nur mehr sporadisch vorhanden ist. Wir dürfen auch die Sicherheit einer eigenen Lebensmittelversorgung im Land nicht vergessen, wir können nicht bei uns
Blumenwiesen ansäen und die Lebensmittel aus anderen Ländern importieren, das wäre der falsche Weg.
Wir stehen vor einem großen Wandel, ein Ziel muss es dabei sein Landwirtschaft und Verbraucher wieder zusammen zu bringen, denn letztlich ist es
unsere gemeinsame Welt, deren Schutz und weiteres Fortbestehen uns allen ein Anliegen sein muss.
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